Auf dem Weg zur digitalen Gemeinde

Author: Eugen El, Leiter der Kommunikation und Digitalisierung, Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main

Eugen El, Leiter der Kommunikation und Digitalisierung, Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main, hat auf der Dialogtagung des ReCoVirA-Projekts Deutschland am 24. Juni die Gemeinde-App der Jüdischen Gemeinde Frankfurt vorgestellt und damit die Ergebnisse des Forschungsprojekts um eine Perspektive aus der Praxis bereichert.

Es ist ein Pionierprojekt: Seit Februar 2024 bietet die Jüdische Gemeinde Frankfurt eine eigene App an, die kostenlos für Apple- und Android-Geräte erhältlich ist. Die „JG-FFM“ betitelte Gemeinde-App wurde bislang über 1700-mal heruntergeladen. Sie steht allen Nutzern offen, die sich über das Gemeindeleben und das jüdische Frankfurt informieren wollen. Gemeindemitgliedern bietet sie überdies einige zusätzliche Funktionen, die in einem geschützten Bereich zu finden sind.

Die Idee zur Entwicklung einer eigenen App entstand, nachdem unsere Gemeinde im Jahr 2020 ein Dezernat für Digitalisierung eingerichtet hatte, dessen ehrenamtliche Leitung Benjamin Graumann übernahm. Zum Projektauftakt führte eine Web-Agentur einen Workshop mit Gemeindemitarbeitern durch, bei dem übergreifende Ziele erarbeitet sowie konkrete Bedarfe und Zielgruppen identifiziert wurden. 

Nach der Entscheidung für einen Anbieterwechsel wurden zwei weitere Agenturen gebeten, einen App-Prototyp zu entwickeln. Der Software- und App-Entwickler vmapit konnte sich mit seinem auf Vereine, Kommunen und kleine Unternehmen zugeschnittenen Produkt „Appack“ durchsetzen. Vmapit stellte uns eine Testversion der App zur Verfügung, die wir seit 2022 kontinuierlich weiterentwickelten und vervollständigten.

Dabei flossen die Rückmeldungen aus der Testnutzergruppe und einem Workshop mit ausgewählten Gemeindeabteilungen ein. Mehrere Präsentationen im Gemeinderat und der Digitalisierungskommission rundeten das Feedback ab. Am 18. Februar 2024 konnte die Gemeinde-App JG-FFM offiziell vorgestellt werden. Gemeindemitglieder und Multiplikatoren aus der Stadtgesellschaft kamen in der Aula der I. E. Lichtigfeld-Schule im Philanthropin zusammen, um gemeinsam die Veröffentlichung der App zu feiern und mit Digitalexpertinnen und -experten ins Gespräch zu kommen.

Benjamin Graumann sprach ebenso zum Publikum wie Stadträtin Eileen O’Sullivan, Dezernentin für Bürger:innen, Digitales und Internationales. Die Stadt Frankfurt am Main fördert Projekt großzügig. Irina Rosensaft, Leiterin des Fachbereichs Digitale Transformation der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), hielt einen Keynote-Vortrag zu den Chancen und Risiken der Digitalisierung in der jüdischen Gemeinschaft.

Unsere App JG-FFM konnte vor Ort ausprobiert werden. Mit der App haben die Nutzerinnen und Nutzer unsere Gemeinde immer und überall dabei. Der Kalender bietet einen Überblick über sämtliche Gemeinde-Events und ermöglicht den schnellen Export in den Handykalender. Er liefert auch die aktuellen Gebets- und Schabbatzeiten und informiert über jüdische Feiertage. Dank der regelmäßig verschickten Push-Mitteilungen bleiben die App-Nutzer stets aktuell informiert. Ebenso wie im Kalender besteht dabei die Möglichkeit, zwischen mehreren thematisch abgestimmten News-Kanälen auszuwählen.

Unsere App JG-FFM ist ein Meilenstein auf dem Weg zur digitalen Gemeinde. Von unserem Know-how werden jüdische Gemeinden in ganz Deutschland profitieren können. Entsprechend neugierig verfolgen sie den Fortgang dieses Projekts. Unsere Erfahrungen sind bislang sehr positiv, und auch das Nutzerfeedback ist äußerst ermutigend. Mit dem Release der App und dem Aufbau eines stabilen Nutzerstamms hat unsere Arbeit indes erst begonnen. In den kommenden Monaten und Jahren gilt es, das volle Potenzial unserer Gemeinde-App auszuschöpfen.

App-Download für iOS: https://apps.apple.com/de/app/jg-ffm/id6477564055
App-Download für Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.android.appack.jg_ffm&pli=1

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Exploring Religious Socialisation in a Mediatised World

Author: Erkan Binici, Research Associate, University of Tübingen

Erkan Binici, a research associate and doctoral candidate in Islamic religious education at the University of Tübingen, introduced his research in the Dialogue Conference of ReCoVirA-Project Germany on June 24th. This perspective expanded the projects’ findings and understanding of the situation of adolescents in religious communities and the shifts from the pandemic.

In today’s digital age, the intersection of media and religion is prominent in various contexts. Multiple examples from popular culture, illustrate how religion is represented and used in media. This blend of religion and media is particularly significant among young people.

Manfred L. Pirner, a protestant religious educator, proposed in 2004 that the media socialisation of children and adolescents also involves religious socialisation, coining the term ‘religious media socialisation’: “The diverse interconnections and parallels between media and religion in our culture suggest that the media socialisation of today’s children and adolescents is also, to a significant extent, religious socialisation” (Pirner 2004, p. 11)1.

To better understand this phenomenon, I designed an empirical study as part of my doctoral dissertation. This research investigates how young Muslims in Germany perceive and engage with religion in media. Through qualitative interviews with twelve Muslim adolescents aged 12-19, the study explores their media use and the presence of religion in their everyday media interactions. The research integrates theories of mediatisation, socialisation, and praxeological sociology of knowledge. This framework operationalises the research subject for empirical investigation into religious socialisation in a mediatised world.

In examining how young Muslims in Germany perceive and engage with religion in the media, some key themes emerged:
– Many interviewees noted that the portrayal of Islam and Muslims in the media is predominantly negative, characterised by repetitive stereotypes and a lack of positive representation. They also criticised discrimination and double standards in media reporting, especially concerning crime.

– Despite using media for religious information, the participants expressed distrust and scepticism towards media sources, often preferring personal sources like parents. Media exposure triggered religious questions, leading to information overload and further reliance on trusted individuals.

– Muslim influencers were relevant to the participants, even when the content was not explicitly religious. Representation remained important, with influencers like the Datteltäter2 satire group being frequently mentioned. Religious influencers also played a role in their everyday engagement with religious topics.

– The adolescents generally exhibit a critical stance towards media and commonly express a desire to avoid extremist content. However, several interviewees reported using certain websites and consuming content originating from extremist groups without recognizing its extremist nature. This observation suggests that a general critical attitude towards media is insufficient to prevent the consumption of problematic content. Instead, it necessitates a deeper engagement and critical understanding of the specific characteristics and messages of extremist media.

– The impact of religiosity on media usage varied, with some participants practicing self-imposed media restrictions based on religious beliefs, such as avoiding sexualised content and adhering to respectful communication norms. For religious practice, various media tools were utilised, such as prayer time apps and Quran apps, with some media being repurposed pragmatically for religious activities.

The analysis reveals that the interaction with religion in media is deeply embedded in the general media practices of young Muslims. This study underscores the significant intersection of media and religion in their lives, with important implications for Islamic religious education and media pedagogy. By understanding these dynamics, educators can better align religious education with the lived experiences of adolescents, making it more relevant and engaging. The study will be published soon and aims to enrich research in this area, calling for further empirical studies to continue exploring these critical intersections.

Literature

  1. Pirner, M. L. (2004). Religiöse Mediensozialisation. Empirische Studien zu Zusammenhängen zwischen Mediennutzung und Religiosität bei SchülerInnen und deren Wahrnehmung durch LehrerInnen. kopaed.
  2. https://www.youtube.com/channel/UCF_oOFgq8qwi7HRGTJSsZ-g

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Ethnographie und Persönlichkeitsentwicklung

Henry Cremer, Student Assistant, Goethe University Frankfurt

Im Rahmen meiner Arbeit als studentische Hilfskraft am deutschen Teilprojekt konnte ich wiederholt an Feldbesuchen teilnehmen und diese auch eigenständig durchführen. Die dabei gesammelten Erkenntnisse sind äußerst vielfältig und erschöpfen sich nicht im Forschungsschwerpunkt des Projekts.

Dementsprechend steht der Aspekt, welchen ich in diesem Text behandeln möchte, nicht mit dem Forschungsthema im Zusammenhang, sondern ich möchte vielmehr über mich als forschende Person schreiben. Denn durch die Methode der teilnehmenden Beobachtung nimmt der*die Forschende nicht nur eine neue Perspektive gegenüber seinem*ihrem sozialen Umfeld ein, sondern auch auf sich selbst.

Ethnographien laden dazu ein, sich selbst und damit auch die eigene soziale Praxis in einem anderen Licht zu sehen. Als forschende Person bin ich bemüht, meine sozialen Praktiken zu reflektieren und Interaktionen, in welche ich mich im Rahmen des Projekts begebe, zu durchdringen. Dadurch habe ich die Möglichkeit, mit den Routinen meines alltäglichen Handelns zu brechen und neige mehr dazu, mich wesentlich bewusster in sozialen Situationen zu verhalten.

In meiner Position als Ethnograph kann dadurch ein Stück weit die soziale Welt um mich herum entzaubern und ein tieferes Verständnis von den latenten Mechanismen und Strukturen alltäglicher Interaktion bekommen. Hierbei steht die Selbsterkenntnis über die eigenen sozialen Zwänge für mich stets im Vordergrund. Ich bin überzeugt, dass das Erkennen sozialer Strukturen einen Beitrag dazu leistet, diese nicht zwangsläufig zu reproduzieren. Erkenntnis ist dabei ein erster Schritt, von dem sich eine bewusstere und damit mündigere soziale Praxis ableiten lässt.

Ursprünglich banal wirkende Alltagspraxis wird dadurch gewiss herausfordernd, die Forschenden sind ständigen Irritationen ausgesetzt, da sie sich vor jeder Handlung bewusst entscheiden müssen, wie sie sich verhalten wollen und welchen Eindruck sie damit auf ihr Gegenüber vermitteln. Sich dieser Anstrengung zu stellen, erscheint mir für meine Identitätsentwicklung jedoch als etwas Positives. Die Möglichkeit, gewöhnliche Handlungsautomatismen abzurufen, wird eingeschränkt und so bekommt der*die Ethnograph*in ein bewussteres Verständnis von seiner*ihrer Praxis und damit auch von sich selbst.

Die Irritationen können zunächst hinderlich erscheinen, jedoch glaube ich, dass der Versuch der Überwindung, durch die Aufarbeitung dieser, etwa in einem Selbstdiskurs, nicht nur zu besseren Forschungserkenntnissen führen kann, sondern darüber hinaus an Bedeutung für das eigene Selbstverständnis als forschende Person gewinnt. Hierbei ist wichtig, dass es mir nicht um ein tatsächliches Überwinden der besagten Anstrengung geht, sondern vielmehr um ein Hinterfragen dieser. Also: kritische Selbstreflexion um ihrer selbst willen, denn nur daraus kann ein tieferes Verständnis von sozialer Realität resultieren.

Dieses Verständnis sollte im besten Falle nicht theoretischer Natur bleiben, sondern sollte aus den Erfahrungen im Feld direkt auf die Handlungsebene übertragen werden können.

Ich habe während und vor allem nach der Durchführung der einzelnen Ethnographien erst gemerkt, wie selbstverständlich ich als sozialer Akteur bestimmte Handlungen und Gewohnheiten durchführe bzw. befolge. Die Reflexion des Erlebten während des Schreibens meiner Protokolle hat mir dabei besonders geholfen, so habe ich den Eindruck, dass ich durch die intensive Auseinandersetzung mit mir innerhalb der Beobachtungen ein ganz neues Bewusstsein von meiner eigenen sozialen Praxis gewonnen habe.

Beispielsweise habe ich bei den Feldbesuchen in einer christlichen Gemeinde ganz bewusst bestimmte Abläufe und Praktiken erkennen können, aber dadurch gleichzeitig dem Verlauf des Gottesdienstes wesentlich schlechter aktiv folgen können. Also in dem jeweiligen Ritual vorgesehenen Moment aufzustehen oder mit dem Singen zu beginnen, obwohl ich christlich sozialisiert wurde und dementsprechend schon an unzähligen Gottesdiensten teilgenommen habe. Der Versuch der bewussten Teilnahme führt bei mir dazu, dass ich die über Jahre eingeübte Praxis, welche mir zum Automatismus geworden ist, nicht mehr mühelos abrufen konnte, dafür konnte ich aber erheblich bewusster dem Geschehen folgen.

Abschließend möchte ich festhalten, dass die Selbstbetrachtung innerhalb einer teilnehmenden Beobachtung dazu führt, das eigene Handeln als Ethnograph*in stärker zu reflektieren, wodurch die Forschenden in eine andere Beziehung zu ihrer Umwelt treten. Meiner Meinung nach können Ethnographien einen Ausgangspunkt für ein mündiges Teilnehmen am sozialen Leben bilden und somit zu einem Teil von einer emanzipatorischen Identitätsbildung werden, welche ich mir durch und während meines Studiums erhoffe.

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Keeping the Masks on: Worship Services during and after COVID-19 in Japan

Dunja Sharbat Dar, PhD candidate, Center for Religious Studies at Ruhr-University Bochum, Germany

During the COVID-19 pandemic, Japanese Christians went digital as quickly as possible, following the example of many other religious groups all over the world. But Japanese Christians only went into a full lockdown for a few months, quickly wanting to reunite in person. Continuing streaming online even up until today, Christians started to meet up wearing masks, keeping distance, and following newly established hygiene concepts. When I was in Japan for my fieldwork in 2022 and 2023, I visited a couple of churches for my research on religious atmospheres, which allowed me to also assess their situation during COVID-19.

The number of Christians in Japan is relatively low (only about 1-2% of Japanese people are officially registered as Christians[1]). Most Christian congregations consist of elderly people who were particularly at risk of getting infected with the new virus. So, many churches such as the Sekiguchi Catholic Church in Tokyo tried to protect their congregants by introducing registry and membership passes. Members and visitors of the church had to register for a pass with their contact information in order to enter the church at the Sunday mass.

When I first came to the Sekiguchi Catholic Church, I was asked to write down all relevant data to receive the entrance pass with my name on it. It is not unusual that you are asked to write down your name upon entering a church in Japan, a practice which many churches continue in order to count and archive the numbers of visitors each week. But the fact that I could not enter the church without a visitor’s pass made me understand how seriously the Sekiguchi Catholic Church was taking the protection of their members in 2022. In many places around the world, many restrictions had already been dropped in 2022 due to the success of vaccines. However, all of the Japanese churches I visited in 2022 (6 in total) still required wearing a mask and registering as visitor in some way or another.

Sekiguchi Catholic Church uses a big cathedral, the St. Mary’s Cathedral that also serves as the seat of the archdiocese of Tokyo. The steel construction with bare concrete walls on the inside — an internationally acclaimed architectural design by Japanese architect Tange Kenzo[2] — can fit about 800 participants on Sundays, but during the pandemic, only a small number of people from the congregation (that counts over 2000 registered members as a whole) dared to come to the Sunday masses. The 80 to 150 people that visited the 8am and 10am masses in these times had their temperatures checked upon entering the church, used disinfectant regularly, wore FFP2 masks and took their seats far from each other on the benches in the worship hall.

During my interviews at Sekiguchi Catholic Church, the priest told me that many members hadn’t come to church for a long time because of the pandemic. They fear the risk, and so they rather watch the livestreams posted to YouTube regularly from the safety of their homes. I often wondered if these members would ever be able to feel comfortable and protected enough to attend the masses in person again. Considering that most livestreams of the church mainly focus on presenting the liturgy, the feeling of active community only transpired marginally. At the same time, one sees what’s going on more closely due to the camera setting filming the altar.[3]

Even now in late 2023, the church regularly streams their masses. The acolytes, choir leader and many members still wear masks, the exception being the priest when performing the liturgy. Other churches like the young congregation of the Evangelical Friends Church in Tokyo have long said good-bye to masks, happily celebrating their “back to normal” services with the benefits of freely singing, eating and finally seeing each other’s faces again.[4] But the Sekiguchi Catholic Church seems to be keeping the masks on in order to protect the others. It remains a question if and when the church might go back to celebrating the masses without the protection of masks.

References

[1] Roemer, Michael K. 2009. ‘Religious Affiliation in Contemporary Japan: Untangling the Enigma’. Review of Religious Research 50 (3): 298–320. https://www.jstor.org/stable/25593743; Roemer, Michael K. 2012. ‘Japanese Survey Data on Religious Attitudes, Beliefs, and Practices in the Twenty-First Century’. In Handbook of Contemporary Japanese Religions, edited by Inken Prohl and John K. Nelson, 23–58. Leiden: BRILL.
[2] Löffler, Beate. 2011. Fremd und Eigen. Christlicher Sakralbau in Japan seit 1853. Berlin: Frank & Timme, p. 191.
[3] See Sekiguchi Catholic Church livestreams on Youtube: https://www.youtube.com/@user-tc4dk8bm9c/streams.
[4] The Friends Church is another case study that I visited in 2022. They still stream their Sunday services online, but made it a priority to gather and eat together in person as soon as possible in 2021.

Image: St. Mary’s Cathedral in Tokyo, church building of the Sekiguchi Catholic Church. (c) Dunja Sharbat Dar

Studying religion means working Sundays

Gero Menzel, Research Associate, Goethe University Frankfurt

Going into the first field, the Diocese of Limburg, I came prepared to also work Sundays. After deciding to postpone the second case, Islam, because field access turned out to be more complicated than expected, I moved on with our third case study on Hinduism, not expecting Sunday to become the focal point of my research activity again. But that’s how it was My contact person from our cooperation partner invited me to join her to visit the temple on Sunday.

The first thing I want to reflect on, is that researching religion, at least in many contexts, conflicts with the academic work schedule and with how we organize our ‘work-life-balance’. Sundays in Germany are usually regarded as days of non-work, days of leisure. At the same time, they are workdays for religious workers and it is a day of non-work or a day of informal work for visitors of religious services; the second being the role we tend to get assigned and/or accept as researchers.

The second thing I want to dwell on, is that when and on which days we conduct our research is also important. Our impression of the research field might be influenced drastically by when we visit. To generate a contrasting case for my research in the first case study, the Diocese of Limburg, I visited a week day service. It was a Tuesday service and it fit well into my work schedule. I could go there before heading to the office. The experience was completely different from Sundays; I was the youngest by far. Of course, while my schedule allowed me to go to Church on a Weekday morning, everybody else except retirees was not able to attend. So ethnographic research includes adapting our schedule to our research field or deciding why we deviate from our field’s usual schedule, be it for pragmatic or methodological reasons.

By getting to know the rhythm, the schedule of our field, we also learn something about it (Elliott et al., 2016). Which days are important in living religion and for whom? We have to ask, whose schedule or which sub-schedule are we adapting to? How far can we adapt with our personal life, our employment conditions?

Sunday being the day for communal, for religious gathering is linked to how Christianity shaped the work schedules in Germany and other Christian majority countries and still does, together with labor unions and other forces of civil society. By looking at when religious communities gather, we can learn about how they relate to the majority and other religious communities. In how far Sunday becomes the day for religious activities and gathering, might also show how religious communities might relate to European secularity sedimented in temporal orders. It might also show us how established religious communities are, by how far they are able to follow their own temporal orders.

Studying religion means navigating and reflecting the temporal practices.

References

Elliott, S., McKelvy, J. N., & Bowen, S. (2016). Marking time in ethnography: Uncovering temporal dispositions. Ethnography, 18(4), 556–576. https://doi.org/10.1177/1466138116655360

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ReCoVirA Deutschland – Zeiten der Erholung?

Gero Menzel, Research Associate, Goethe University Frankfurt

Am 8. April wurden die letzten Corona-Maßnahmen, die FFP2-Maskenpflicht in Krankenhäusern und Apotheken, nicht verlängert. Damit ist Deutschland zumindest politisch in einen post-pandemischen Zustand eingetreten. Der größte Teil des gesellschaftlichen und auch des kirchlichen Lebens ist schon länger zu einer Art ‚neuer alter Normalität‘ zurückgekehrt.

Als wir Mitte März in die Feldphase eintraten, erlebten wir, das deutsche ReCoVirA-Team, ein Feld, in dem die Auswirkungen der Pandemie noch präsent waren. Die Zahlen der Gottesdienstbesucher sind oft niedriger als vor der Pandemie, die Menschen zögern immer noch, sich die Hände für den Friedensgruß zu schütteln, die Hände werden vor der Spendung der Eucharistie desinfiziert und einige andere Hygienemaßnahmen sind noch immer in Kraft. Doch viele ist momentan in Bewegung. Der beliebte Livestream aus der Bischofskapelle in Limburg, der im März 2020 gleich zu Beginn des ersten Lockdowns seinen Anfang fand, wurde nach einem Stream Ostermesse eingestellt. Viele Arten von Veranstaltungen, Gottesdiensten und Zusammenkünften, die während der Pandemie entstanden sind, wurden bereits eingestellt, werden derzeit eingestellt oder an die neuen Gegebenheiten angepasst. Ramadan 2022 war der erste Ramadan seit zwei Jahren ohne Corona-Beschränkungen, Ramadan 2023 bereits der zweite.

Die Gesellschaft und mit ihr die Religionsgemeinschaften scheinen sich auf ein Leben nach der Pandemie eingestellt zu haben. Das bedeutet nicht, dass die Auswirkungen der letzten drei Jahre einfach verschwunden sind, aber in einem Zustand der Erholung, eine etwas begrenzte Übersetzung des englischen Wortes recovery, nach dem sich Akronym ReCoVirA bildet, haben sich die Praktiken verändert. Wie Stephan Lessenich in seinem Buch Nicht mehr normal beschreibt, ist Normalität etwas, das durch alltägliche Praktiken hergestellt wird. Das Gleiche gilt für Prozesse der Wiederherstellung oder der Rückkehr zur Normalität. Das bedeutet, dass wir in diesen Zeiten der Erholung beobachten können, welche Praktiken und Mechanismen in einem post-pandemischen Zustand zur Anwendung kommen, wie sie verhandelt werden und welche Prioritäten sich herausbilden.

Anknüpfend an einige Vorgängerstudien (CONTOC, midi, ReTeOG…) geht es nun um die Frage: “Wie formieren sich Religionsgemeinschaften angesichts aller Herausforderungen, Veränderungen und der in der Pandemie entwickelten Kreativität?”. An diese Frage knüpft an eine andere an, nämlich wie sich die Rolle der Religion im öffentlichen Leben verändert hat und verändert. Der Religionsmonitor 2023 legt nahe, dass die Religion in der Corona-Krise, wenn es Angebote im Umgang mit Krisen geht, nicht mehr den gleichen gesellschaftlichen Stellenwert wie zuvor hat. Es hat sich gezeigt, dass Politik und Medizin im Krisenmanagement und der Orientierung in Krisen von den Bürger:innen als wichtiger wahrgenommen wurden. Religiöse Einrichtungen sind für religiöse Menschen nach wie vor eine wichtige Ressource und eine wichtige gesellschaftliche Institution in Krisenzeiten, aber ihre gesellschaftliche Wahrnehmung scheint sich verändert zu haben.

Die Einschränkungen durch die Pandemie haben die Religionsgemeinschaften gezwungen, sich für digitale Formate und eine digitalisierte Öffentlichkeit zu öffnen. Allerdings sind nicht alle Religionsgemeinschaften online gegangen und nicht alle haben sich mit diesem Umfeld vertraut gemacht. Wird dies insbesondere traditionelle Religionsgemeinschaften in den gegenwärtigen Zeiten multipler Krisen auf einer tieferen Ebene beeinflussen? Wie gehen die Religionsgemeinschaften mit der digitalisierten Öffentlichkeit um, insbesondere die der jüngeren Generationen?

Literature

Churches Online in Times of Corona (CONTOC) (2021). Ergebnisse zur CONTOC-Studie, Sektion Deutschland. Aufbauend auf die erste ökumenische Tagung am 13.4.2021. PDF-Bericht. https://contoc.org/wp-content/uploads/2021/04/Ergebnisse-zur-CONTOC-Deutschland-Tagung-13.04.2021-1.pdf.

CONTOC2 (28. September 2022). Für die evangelischen Kirchen in Deutschland und in der Schweiz. Foliensatz. https://contoc.org/wp-content/uploads/2022/09/CONTOC2-Erste-Ergebnisse.pdf.

Hillenbrand, C., Pollack, D., & El-Menouar, Y. (2023). Religion als Ressource der Krisenbewältigung? Analysen am Beispiel der Coronapandemie. Religionsmonitor: Vol. 2023. Bertelsmann Stiftung.

Hörsch, D. (2020). Digitale Verkündigungsformate während der Corona-Krise.: Eine Ad-hoc-Studie im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland. Evangelische Arbeitsstelle midi. https://www.mi-di.de/media/pages/materialien/digitale-verkuendigungsformate-waehrend-der-corona-krise/f0b254d2b8-1598620182/midi-ad-hoc-studie-digitale-verkuendigungsformate-waehrend-der-corona-krise.pdf

Hörsch, D. (2021). Gottesdienstliches Leben während der Pandemie.: Verkündigungsformate und ausgewählte Handlungsfelder kirchlicher Praxis – Ergebnisse einer midi-Vergleichsstudie. Evangelische Arbeitsstelle midi. https://www.mi-di.de/media/pages/materialien/gottesdienstliches-leben-waehrend-der-pandemie/065d6d852f-163223314/midi_gottesdienstliches-leben-waehrend-der-pandemie.pdf

Lessenich, S. (2022). Nicht mehr normal : Gesellschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs. Hanser.

Reimann, R. P & Sievert, H. (2021). Studie zu Online-Gottesdiensten 2021: Update der Befragungsstudie „Rezipiententypologie evangelischer Online-Gottesdienstbesucher*innen während und nach der Corona-Krise“. https://medienpool.ekir.de/A/Medienpool/92419?encoding=UTF-8

Schlag, T., & Nord, I. (2021). Kirche in Zeiten der Pandemie: Erfahrungen – Einsichten – Folgerungen : Einblicke in die internationale und ökumenische CONTOC-Studie. Deutsches Pfarrerblatt. Advance online publication. https://doi.org/10.5167/UZH-217645

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“An illustration showcasing the use of digital tools, such as smartphones or tablets, by religious leaders or practitioners to connect with their communities virtually”

ReCoVirA Germany – Times of recovery?

Gero Menzel, Research Associate, Goethe University Frankfurt

Recently, on the 8th of April, the last corona measures, ffp2-masks being compulsory in hospitals and pharmacies, were not prolonged and Germany has now at least politically entered a post-pandemic state. Most of social life as well as religious life had already reverted back to a somewhat “new old normal”.

Entering the field phase in mid-March, we, the German ReCoVirA team, experienced a field were effects of the pandemic were still present. Attendance is often lower than before the pandemic, People are still hesitant shaking hands for the rite of peace, hands are disinfected before the administration of the Eucharist and some other hygiene measures are still in place. Currently there is a lot of change. The popular livestream from the bishop’s chapel in Limburg, which was established in March 2020, was discontinued after Easter mass. Many types of events, services and gatherings adapted during the pandemic have been discontinued, are being discontinued or adjusted to new circumstances. Ramadan 2022 marked the first Ramadan in two years without corona restrictions, Ramadan 2023 already the second.

Society and with it religious communities seem to have moved on to a post-pandemic life. That doesn’t mean that the impact of the last 3 years has just disappeared, but in a state of recovery, on which the acronym ReCoVirA models itself, practices have shifted. As Stephan Lessenich points out in his book Nicht mehr normal, normality is something produced by every-day practices. The same can be said to processes of recovery or reverting back to normalcy. This means in these times of recovery we can observe which practices and mechanisms are invoked in a post-pandemic state, how they are negotiated and which priorities emerge.

Following up on some predecessor studies (CONTOC, midi, ReTeOG…), the question transforms to “How do religious communities (re-)shape themselves in light of all challenges, changes and creativity of the pandemic?”. This question link to another about how the role of religion in public life changed and changes. The Religionsmonitor 2023 suggests that following the corona crisis religion does not have the same social standing as before, when it comes to dealing with crisis. Politics and medicine have shown to be perceived as more important to citizens, when it comes to crisis management and orientation in times of crisis. Religious institutions remain an important resource for the religious as well as an important social institution in times of crisis, but their social perception seems to have changed. The restrictions of the pandemic have compelled religious communities to open up to digital formats and a digitized public sphere. But not all religious communities went online and not everyone became familiar with these surroundings. Will this affect especially traditional religious communities in the current times of multiple crises on a deeper level? How do religious communities engage with the digitized public sphere, especially the younger generations?

Literature

Churches Online in Times of Corona (CONTOC) (2021). Ergebnisse zur CONTOC-Studie, Sektion Deutschland. Aufbauend auf die erste ökumenische Tagung am 13.4.2021. PDF-Bericht. https://contoc.org/wp-content/uploads/2021/04/Ergebnisse-zur-CONTOC-Deutschland-Tagung-13.04.2021-1.pdf.

CONTOC2 (28. September 2022). Für die evangelischen Kirchen in Deutschland und in der Schweiz. Foliensatz. https://contoc.org/wp-content/uploads/2022/09/CONTOC2-Erste-Ergebnisse.pdf.

Hillenbrand, C., Pollack, D., & El-Menouar, Y. (2023). Religion als Ressource der Krisenbewältigung? Analysen am Beispiel der Coronapandemie. Religionsmonitor: Vol. 2023. Bertelsmann Stiftung.

Hörsch, D. (2020). Digitale Verkündigungsformate während der Corona-Krise.: Eine Ad-hoc-Studie im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland. Evangelische Arbeitsstelle midi. https://www.mi-di.de/media/pages/materialien/digitale-verkuendigungsformate-waehrend-der-corona-krise/f0b254d2b8-1598620182/midi-ad-hoc-studie-digitale-verkuendigungsformate-waehrend-der-corona-krise.pdf

Hörsch, D. (2021). Gottesdienstliches Leben während der Pandemie.: Verkündigungsformate und ausgewählte Handlungsfelder kirchlicher Praxis – Ergebnisse einer midi-Vergleichsstudie. Evangelische Arbeitsstelle midi. https://www.mi-di.de/media/pages/materialien/gottesdienstliches-leben-waehrend-der-pandemie/065d6d852f-163223314/midi_gottesdienstliches-leben-waehrend-der-pandemie.pdf

Lessenich, S. (2022). Nicht mehr normal : Gesellschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs. Hanser.

Reimann, R. P & Sievert, H. (2021). Studie zu Online-Gottesdiensten 2021: Update der Befragungsstudie „Rezipiententypologie evangelischer Online-Gottesdienstbesucher*innen während und nach der Corona-Krise“. https://medienpool.ekir.de/A/Medienpool/92419?encoding=UTF-8

Schlag, T., & Nord, I. (2021). Kirche in Zeiten der Pandemie: Erfahrungen – Einsichten – Folgerungen : Einblicke in die internationale und ökumenische CONTOC-Studie. Deutsches Pfarrerblatt. Advance online publication. https://doi.org/10.5167/UZH-217645

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“An illustration showcasing the use of digital tools, such as smartphones or tablets, by religious leaders or practitioners to connect with their communities virtually”

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